Brands We Like: Lush

Der Sommerkatalog von LUSH
Ausschließlich unverpackte Produkte: Die „Lush Times“ vom Sommer 2016.

#ZeroWaste – nackt leben

Es ist ja nicht wirklich oft so, dass man in einem Werbekatalog blättert und wirklich was fürs Leben lernt. So ist es mir jetzt allerdings mit dem aktuellen Lush-Katalog ergangen.

Seit Jahren war ich nicht mehr in einem Lush-Geschäft – bis gestern. Denn auf der Suche nach gut riechenden Seifen kam mir als erstes die Filiale des britischen Unternehmens in den Sinn.

Warum überhaupt Seife? Warum kein Duschgel? Nun, irgendwo muss man ja anfangen. Bisher bin ich gemessen an den „#ZeroWaste“-Profis wahrlich ein Anfänger im Müllvermeiden. Beim Einkaufen nutze ich mitgebrachte Beutel und versuche, Umverpackungen aus Plastik zu vermeiden. Ich nutze Food-Huggers anstelle von Alufolie, um angeschnittenes Obst und Gemüse frischzuhalten, und bringe in die Salatbar meine eigene Glasschale mit. Aber sonst … da geht auf alle Fälle noch Einiges.

Shampoo- und Duschgelpackungen sind mir da schon länger ein Dorn im Auge. Also habe ich zum Händewaschen vor einigen Wochen von Flüssigseife auf ganz „normale“ herkömmliche Waschstücke umgestellt. Nun war ich auf der Suche nach einer Seife als Ersatz für mein Gesichtsreinigungsgel. Ein festes Körperpeeling sollte es auch noch sein. Ebenfalls in den Rucksack wanderte der besagte Katalog.

Lush widmet sich darin ausschließlich seinen „nackten“ Produkten, also all jenen, die unverpackt verkauft werden. Das sind aktuell wohl 35 Prozent des Sortiments – darunter auch feste Shampoos, Conditioner, Badezusätze.

Warum es so wichtig ist, weniger Müll zu produzieren, unterstreicht Lush in der Broschüre sehr eindrücklich:

„In Europa landeten 2012 unglaubliche 9,6 Millionen Tonnen an Verpackungsmüll aus Plastik auf Deponien. Offizielle Statistiken belegen, dass nur 26% dieses Mülls wiederverwertet wurden.“

Mark Constantine, Mitgründer von Lush, ist überzeugt, dass die Zeit reif ist für einen neuen Weg. „Jetzt, wo die wahren finanziellen Kosten und massiven Umweltschäden deutlich werden, verlangen Kunden von Herstellern und Händlern vehementer denn je verpackungsfreie Lösungen.“ Unternehmen wie Lush müssten hier innovativ sein und den Kauf „nackter“ Produkte ermöglichen, so Constantine.

Zumal es sich ja ohnehin oft eher um eine „Wiederentdeckung“ handelt: Die meisten der über 30-Jährigen unter uns haben sich in ihrer Kindheit vermutlich ohnehin nur mit Seife gewaschen, oder?


Unter dem Titel „Nackt leben“ berichtet Kathryn Kellog, wie sie es schafft, seit anderthalb Jahren keinen Müll mehr zu produzieren. Ihren „Coffe to go“ trinkt sie zum Beispiel aus einem Einmachglas, ein kleines Stofftuch hat sie stets dabei, um Back- und andere Waren darin einzuwickeln. Kathryn schreibt:

„Im Jahr 2050 werden weniger Fische im Ozean schwimmen als Müll und Plastik. Mit unseren Verpackungen ruinieren wir die Erde.“

Für die Firmen haben Verpackung allerdings einen Sinn: als Marketingwerkzeug, schließlich kaufen wir in der Drogerie oder im Supermarkt meist das, was gut aussieht und viel verspricht. Oft geben wir dabei dann Geld für Produkte aus, die am Ende doch nicht so wirken, wie erhofft, oder einfach nicht zu uns passen. Hier setzt Lush auf gute Beratung in den Läden, die zu weniger Fehlkäufen und weniger Müll führen soll. „Der Konsum von unnützen Produkten sinkt und Geld wird nicht länger verschwendet“, erklärt Mark Constantine. Er setze mit Lush voll auf Konversation und qualifiziertes Personal.

Apropos Kosten: Vor einiger Zeit wurde Lush gebeten, für ein britisches TV-Verbraucherprogramm die Kosten für die Herstellung eines herkömmlichen Duschgels zu berechnen.

„Dabei wurde uns bewusst, dass die Produktion der Verpackung mehr kostet als die des eigentlichen Inhaltes, und dass das Etikett und der Deckel mehr als doppelt so teuer sind wie das Duschgel.“

Ein Fakt, den wir uns als Kunden immer mal wieder bewusst machen sollten. Erst kaufen wir für teures Geld eine Verpackung. Dann belasten wir die Erde mit dem übrig gebliebenen Müll.

Lush ist ein Unternehmen, das polarisiert und regelmäßig in der Kritik steht. Sei es dafür, dass die Produkte keine offiziellen Bio- oder Fairtrade-Siegel tragen, sei es dafür, dass „nur“ etwa 80 Prozent des Sortiments vegan sind (in den anderen Produkten kommen Honig und/oder Bienenwachs vor). Auch was die Inhaltsstoffe angeht, gibt es Kritiker, denn nicht alle Substanzen seien Naturkosmetik-konform. Parfüm, ätherische Öle und andere Zusätze zudem potenziell allergen.

Fest steht allerdings, dass Lush ein Vorreiter der Branche ist, was zum Beispiel eine tierversuchsfreie Produktion angeht. Auf den Einsatz von Palmöl in den Produkten wird ebenfalls seit Jahren verzichtet. Und dann eben die Anstrengungen in Richtung „Zero Waste“.

Das Unternehmen zeigt, was möglich ist – und ist darum ist es für mich eine Inspiration.

Was denkt ihr über Lush? Hinterlasst gern einen Kommentar auf der Facebook-Seite oder schreibt eine Email an anni@ethletic.com. Mehr über unsere eigenen Ideen, Müll zu vermeiden, lest ihr hier.

Liebe Grüße, eure Anni

verfasst von Annika Langhagel