Der Brückenbauer

Bertrand und wie er die Welt sieht

ONE OF US

Name: Bertrand Glosset, geboren 1975 in Villiers/Frankreich
Lebensmittelpunkt: Berlin / Istanbul
Profession: Kameramann, Regisseur & Post Production Supervisor
Mission: Go, see and share

„Willst du uns begleiten auf einen Trip nach Pakistan?“

Das ist die Frage, die wir Bertrand in Berlin stellten, kurz nachdem er uns von Freunden vorgestellt worden war – als begeisterter Filmemacher, als Mann mit einer Mission. Nur wenige Tage blieben uns bis zur Abreise zu unseren Produzenten in Sialkot. Eigentlich viel zu wenig Zeit, um alles Notwendige noch zu organisieren. Bertrands Antwort war, wie wir später feststellten, typisch für ihn. Er entgegnete: „Why not?“

Und damit war er im Team, dieser weltreisende Franzose, von dem wir schon so viel lernen durften.

Ganz nah dran: Bertrand auf einem Baumwoll-Feld unserer Kooperative in Pakistan.

Es ist so angenehm leicht, wenn wir uns als User im Netz all den hochwertigen Content zu Gemüte führen, den Nachrichtenmagazine, Blogger oder Organisationen zur Verfügung stellen.

Aber: Wenn du als Marke auf dieser glänzenden Oberfläche „Social Media“ wahrgenommen werden möchtest, dann brauchst du genau diese Qualitätsinhalte, um überhaupt die Aufmerksamkeit des Publikums zu erreichen.

Wenn wir also als Ethletic-Team zeigen wollen, welche Arbeit wir hinter den Kulissen leisten und so unsere Vision des Fairen Handels greifbar machen wollen, dann brauchen wir die Unterstützung von Profis, die ihre Arbeitsleistung für die gute Sache zur Verfügung stellen, und zwar mehr oder weniger ehrenamtlich.

Es würde unserer sozialen Philosophie zuwider laufen, wenn wir mehr Geld für Marketingmaßnahmen ausgeben würden als für die Welfare-Prämien.

Typisch: Bertrand überzeugte einen pakistanischen Polizisten davon, eines unserer ONE OF US-Shirts zu tragen.

Bertrand ist genau so ein Profi, der aus Leidenschaft immer wieder Projekte „einschiebt“, mit denen er nicht das große Geld verdienen, aber in seinen Augen etwas bewegen kann. Als wir ihn also baten, uns als Kameramann nach Pakistan zu begleiten, sagte er spontan ja.

Bertrand wurde in Frankreich geboren und begann seine Karriere mit 16 Jahren als Schauspieler am Theater. Im Jahr 2007 siedelte er nach Istanbul über. Dort entwickelte er eine digitale Filmtechnik, die Filmemachern aus wirtschaftlich schwächeren Ländern zugutekommt, die mit kleinsten Budgets auskommen müssen. Sein Ziel ist es, durch das Teilen von Filmen eine Brücke zwischen der asiatischen und der europäischen Kultur zu bauen.

Bertrands Arbeiten wurden bereits mit verschiedenen Filmpreisen ausgezeichnet, sowohl für dokumentarische als auch fiktionale Stoffe (mehr dazu unter imdb.com). Seine Erfahrung auf dem Gebiet der authentischen Dokumentationen ist immens. Als Dozent unterrichtet er zudem Studenten in Bischkek, Kirgistan, an einer türkischsprachigen Universität.

Konzentriert: Betrand befestigt seine GoPro-Kamera am Bus, mit dem die Arbeiter zur Fabrik fahren.

Im November 2015 reiste Bertrand zum ersten Mal mit uns nach Pakistan. Wir erhofften uns, Bertrand würde die Arbeit unserer pakistanischen Freunde dokumentieren und uns helfen zu vermitteln, wie die Menschen in dem Land, wo unsere Produkte hergestellt werden, leben und fühlen.

Er begleitete uns in die Häuser der Familien, nahm morgens gemeinsam mit den Arbeitern den Bus zur Fabrik, fuhr mit uns stundenlang durch die tiefe Nacht über Pakistans Highways.

Alles kein Problem für Bertrand. Im Gegenteil. Seine Maxime lautet: „Go, see and share.“ Er möchte das Leben der Menschen wirklich teilen, wenn auch nur auf Zeit.

Aufnahmen der GoPro-Kamera während der Fahrt durch Sialkot.

Das Eindrücklichste an Bertrands Dokumentationen ist die Nähe zu den handelnden Personen und der Atmosphäre vor Ort, die beim Zuschauen entsteht. Bertrand erreicht dies, indem er den Menschen voller Respekt begegnet und so ein Vertrauensverhältnis entstehen lässt.

„Du musst eine Weile mit den Menschen zusammen sein, Zeit verbringen, bei ihnen leben – dann werden sie dich nicht mehr als Filmemacher wahrnehmen. Erst dann kannst du mit dem Filmen beginnen.“

Bertrand begegnet jedem im festen Vertrauen auf das Gute im Menschen. Seiner Erfahrung nach sind die allermeisten tatsächlich freundlich. Gefährlich sei es für ihn oft dann geworden, wenn er mit den Regierungssystemen des jeweiligen Landes konfrontiert worden sei.

„Die allermeisten sind freundlich“: Sicherheitspersonal in Pakistan.

Ein Gefängnisaufenthalt in Tschetschenien und der Beschuss durch einen israelischen Soldaten gehören zu diesen Negativerlebnissen. Sie halten Bertrand allerdings nicht davon ab, weiterhin auch in Länder mit angespannter Sicherheitslage zu reisen.

Einer muss es ja tun, muss berichten, muss Brücken bauen.

Nähe entsteht – durch Mitgefühl, Vertrauen und Respekt vor den Menschen.

Unser neuestes Projekt, den Aufbau einer Fairtrade-Kleinbauernkooperative in Basti Jandheer Wala in der Nähe von Multan in Pakistan, begleitet Bertrand wieder sehr eng. Wann immer wir reisen, ist er dabei. Unser Ziel ist es, die Entwicklungsschritte filmisch zu dokumentieren und euch so den manchmal nervenaufreibenden und doch so hoffnungsfrohen Prozess näherzubringen.

Die Lebensumstände der Landwirte, die jetzt von konventioneller auf Biobaumwolle umstellen und sich unten den „Fairtrade-Schirm“ begeben, hat Bertrand bei inzwischen zwei Besuchen festgehalten.

Ohne sein Mitgefühl wären wir niemals in der Lage, euch die freundliche Atmosphäre vor Ort nachempfinden zu lassen.

Bertrand ist „ONE OF US“. Wir danken ihm dafür.

Bertrand im Dorf Basti Jandheer Wala, wo wir die erste Fairtrade-Kooperative Pakistans aufbauen.
Gemeinsam: Bertrand zeigt den Bauern seine Fotos.

 

Fotos: Bertrand Glosset; Ethletic
Protokoll: Marc Solterbeck
Text: Annika Langhagel