Dutzende E-Mails erreichen uns jeden Tag. Fragen von Instgrammern, die unsere Schuhe vorstellen möchten, von Bloggern, „Influencern“, Läden, die ihre Teams ausstatten oder Vereinen, die Sneaker verlosen möchten. Wir freuen uns über jede Anfrage – erst recht, wenn sie so von Herzen kommt wie die von Darian, der Protagonist unserer Serie „ONE OF US“.
Text: Annika Langhagel
Name: Darian Jascha/Yaşar Neumann
Alter: 26
Lebensmittelpunkt: Buxtehude
Beruf: Student /Soziale Arbeit & Trainer bei „BOX OUT“
Passion: Boxen; die Welt verbessern

Der Profi-Boxer und Student hat sich im wahrsten Sinne durchgeboxt. Ein schwieriges Elternhaus. Eine Schulkarriere, bei der es lange Zeit nur bergab ging – von der Real- auf die Hauptschule.
Dann kam das Boxen. Darian erzählt:
„Ich hatte vorher schon Handball und Fußball gespielt, allerdings war ich im Boxen das erste Mal komplett auf mich allein gestellt. Das gefiel mir. Ich hatte als Jugendlicher die typischen Probleme mit Mädchen, mit dem ,Coolsein‘ und der Schule. Aber auch immer weniger Geld als die anderen und Probleme zu Hause. Das Boxen konnte mich da oft heraus holen. Schließlich habe ich es mit Boxen von der Hauptschule zum Abitur und nun zum Studium geschafft.“
Inzwischen ist Darian dualer Student der Sozialen Arbeit und gleichzeitig an drei Tagen die Woche als Trainer bei BOX OUT tätig. Die gemeinnützige GmbH mit angeschlossenem Sportverein widmet sich wissenschaftlich fundiert und sehr erfolgreich dem Thema Gewaltprävention und gibt Kurse für Kinder und Jugendliche. Wer sich offen zeigt für die Inhalte, der kann im Sportverein regelmäßig trainieren und sich weiterentwickeln.
Was macht für dich das Boxen aus, Darian?
„Das Faszinierende ist und bleibt die Chance, die ein Boxer im Ring hat. Ein Boxer mag noch so limitiert sein und sogar elf von 12 Runden verlieren, doch die letzte Runde, sogar die letzten Sekunden können immer noch den krachenden Sieg herbeiführen. Sich durchboxen, das ist es, worum es wirklich geht. Trainieren was man nicht gut kann, um es besser zu können. Sich nicht unterkriegen lassen und immer neu beweisen.“
Sport, erklärt der 26-Jährige, ermögliche einen guten Zugang zu den Menschen. „Die meisten Leute haben Spaß am Boxen“, sagt Darian, und selbst wenn nicht, könnten sie trotzdem viel lernen.
„Die Jugendlichen und Kinder sehen uns Trainer anders an als zum Beispiel ihre Lehrer in der Schule. Wir können hier Werte vermitteln, die Gesundheit fördern und Perspektiven schaffen. Besonders Kinder und Jugendliche brauchen mehr Möglichkeiten, mehr Angebote, um sich gut entwickeln zu können.“
Boxen fördere das Selbstbewusstsein, den Teamgeist und den Ehrgeiz, und es gehe auch um Respekt. Darian berichtet:
„Wenn ich Training mit Kindern mache, dann versuche ich immer Spaß mit einzubringen und nicht den Wettkampfgeist zu 100 Prozent in den Vordergrund zu stellen. Die Kinder bringen mich viel zum Lachen.“
Gleichzeitig verheimliche er nicht, dass Boxen letztendlich hart sei und jeder, der in den Ring möchte, auch hart trainieren muss.

Darian wird ernst genommen, denn er ist den Weg selbst gegangen. Mit 14 Jahren kam er zum Boxsport, bestritt seitdem insgesamt 60 Wettkämpfe auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene.
Im Oktober 2016 wurde sein langgehegter Traum wahr: Darian ist Profiboxer. Er tritt unter dem Namen Darian Yasar an im sogenannten Weltergewicht bis 66,6 Kilogramm. In bisher vier Kämpfen hat er vier Mal gewonnen, zuletzt am 15. Juli 2017. Zurzeit rangiert er auf Platz 16 der deutschen Rangliste, Tendenz steigend. Für diesen Traum trainiert Darian an sechs Tagen die Woche. Er wirkt noch immer überrascht von seinem eigenen Erfolg.
„Ich hatte immer darauf gehofft, aber wenig Chancen gesehen. Ähnlich wie bei meinem Abitur: Ich hatte nie wirklich geglaubt, dass ich das wirklich schaffen kann.“
Trotz der Niederlagen, und es waren wohl auch einige unfaire darunter die ihn verzweifeln ließen, habe er sich nie aufgegeben. „Es gab Momente in denen ich dachte, ich kann nicht mehr“, erinnert sich Darian. Dann helfe ihm sein Leitspruch: „Immer weiter machen, runterfallen und wieder aufstehen.“
Wenn er es geschafft habe, über seine Grenzen zu gehen, dann könnten andere das auch. Genau das will er weitergeben.
„Weil ich darin einen Sinn sehe. Ich möchte Leuten helfen.“

In seiner ersten Mail an uns erklärte Darian, warum er als Sponsoren „ethische“ Unternehmen sucht. „Allgemein bin ich kein Fan von Werbung“, schrieb er. „Sie ist fast immer manipulativ und total wirklichkeitsfern. Wenn man denn aber schon für etwas wirbt, dann bitte für etwas Positives. Etwas, das innovativ Lebensbedingungen und Umwelt verbessert. Ich will kein Moralapostel sein, aber versuchen, Gutes voran zu treiben. Ich möchte nichts repräsentieren, was ich eigentlich ablehne.“
So sei die Produktion von Leder unglaublich leidvoll für die Tiere. „Es ist wichtig, nicht nur das Wissen über diese Zustände zu haben, sondern es auch zu nutzen“, findet Darian, der sich schon länger vegetarisch ernährt und wie seine Vorbilder David Haye aus England und Timothy Bradley aus den USA eine vegane Ernährung anstrebt. Warum?
„Weil alles andere für mich mittlerweile einfach nur egoistisch ist. Ein Lebewesen quälen und schlachten zu lassen, nur, um ein paar Sekunden lang einen leckeren Geschmack im Mund zu haben, ist für mich absurd. Ich möchte nicht, dass Tieren so etwas wegen mir angetan wird. Außerdem verursacht Massentierhaltung enorme Umweltschäden. Ich möchte, dass meine Kinder später einmal ohne Atemschutzmasken herumlaufen können.“
Im Boxsport gebe es leider auch noch viel zu viele Lederprodukte, weshalb er sich auch schon bei der Firma Vehement bewarb, die vegane Kampfsportartikel produziert. Ein „echtes“, finanzielles Sponsoring war der Firma derzeit nicht möglich, allerdings schenkte man Darian aus Begeisterung über seine Bewerbung einige Artikel.
Begeistert von seinem Einsatz waren auch wir, weshalb wir Darian von jetzt an als „Ethical Supporter“ führen und mit Sneakern ausstatten werden.

Wir wünschen ihm viel Erfolg im Ring – und mindestens so viel Erfolg bei seiner Arbeit mit den Jugendlichen.
Besonders in Erinnerung geblieben ist Darian ein Junge, der auf seiner Förderschule Probleme hatte und lange den BOX OUT-Schulkurs besuchte. „Schließlich hat er seinen Abschluss geschafft. Der Schulkurs war beendet – aber er kam nach einiger Zeit dann abends auch zu den freiwilligen Vereinskursen, weil ihm das Training und unser Umfeld so gut gefallen und anscheinend geholfen hatten“, erzählt Darian.
Es sind oft die kleinen, eher unscheinbaren Erfolge, nicht die „krachenden Siege“ um die es in seiner Arbeit geht. Aber sie sind, weiß Darian, genau so wichtig. Und den langen Atem – den hat er sowieso.
Besucht Darian auf Facebook: https://www.facebook.com/DarianYasar/?fref=ts
Ihr möchtet BOX OUT unterstützen? Hier gibt es Infos.