„Positiv an das Leben herangehen“
Vor einiger Zeit bekamen wir per Facebook-Nachricht ein Foto, das einen jungen Mann beim Bungee-Springen zeigt – mit Ethletic-Sneakern an den Füßen. Wow! Wir waren gespannt darauf, mehr über die Reise zu erfahren, die André aus Bad Schwartau in unseren Schuhen angetreten hatte. So blieben wir in Kontakt. Inzwischen ist André, 19 Jahre alt, zurück in Norddeutschland – und organisiert derzeit ein Spenden-Event zugunsten heimatloser Affen, das wir gern unterstützen. Doch erst einmal wollten wir erfahren, wie ein junger Backpacker „tickt“, was ihn antreibt, und ob sich seine Erwartungen erfüllt haben.
André, umschreibe doch bitte kurz deinen Reiseverlauf für uns: Wann und wo bist du gestartet, welche Länder hast du wann ungefähr besucht und wo bist du am längsten geblieben?
Ich habe meine Reise im Juli 2017 mit der Freiwilligenarbeit bei der Vervet Monkey Foundation in Südafrika gestartet und bin noch zwei weitere Monate an der Küste entlang Richtung Kapstadt gereist. Von dort ging es etwas in den Norden nach Namibia, Botswana und Zimbabwe bevor ich für eine Woche nach Indien geflogen bin. Von dort bin ich auch kurz nach Singapur und habe dann auf der malaysischen Insel Langkawi Weihnachten verbracht.
An Weihnachten bei 30 Grad Kekse zu backen und am Strand schwimmen zu gehen war mal etwas ganz Anderes für mich.
Am zweiten Weihnachtstag ging es auch schon weiter nach Sydney, um dort Silvester zu verbringen. Nach zwei tollen Wochen in Sydney ging mein Flieger in das nicht weit entfernte Neuseeland, wo ich knapp drei Monate verbracht habe. Um meinen Koffer abzuholen, den ich drei Monate zuvor in Malaysia verloren habe, bin ich nochmal dorthin zurückgereist, aber gleich mit dem Bus weiter nach Thailand gefahren. Einen Monat habe ich in diesem wunderschönen Land verbracht.
Meine Reise führte mich im April 2018 weiter nach Hawaii, wo ich meinen Geburtstag verbracht habe. Ein bisschen vom Festland der USA wollte ich natürlich auch noch sehen und bin somit nach Kalifornien geflogen. Los Angeles war dort quasi meine Basis. Ich bin immer wieder dorthin zurück gereist während meines Aufenthaltes in den USA. L.A. ist tatsächlich auch der Ort wo ich mit etwas über vier Wochen insgesamt am längsten war. Sogar ein paar Tage länger als bei der Vervet Monkey Foundation.
Los Angeles hat mich einfach begeistert. Es gab immer Events, wo ich hin gehen konnte, und die Leute waren nett. Ich hatte dort einfach ein gutes Gefühl und habe mich super wohl gefühlt.
Ich war fast ein bisschen traurig als die Reise weiterging. Ich wollte nach zwei Tagen Zwischenstopp in Deutschland – um zum Abiball von Freunden zu gehen – eigentlich weiter nach Russland reisen. Ich hatte ein Ticket für ein Weltmeisterschaftsspiel in Saint Petersburg. Mitte Juli 2018 bin ich dann nach Helsinki und Tallin gereist. In Tallinn habe ich mich allerdings dazu entschieden, spontan nach Hause zu fliegen. Es hat sich einfach nach dem richtigen Zeitpunkt angefühlt. So bin ich am 24. Juli 2018 nach genau 365 Tagen Reise wieder nach Hause gekommen.
Was war das „Ziel“ deiner Reise insgesamt, und haben sich deine Erwartungen erfüllt? Was lief wie geplant, was vielleicht ganz anders?
Ich wollte einfach frei sein und mit niemandem Kompromisse eingehen. Ein ganzes Jahr lang machen, was ich möchte, und nur Dinge tun, die mir Spaß machen. Genau das habe ich gemacht. Es gab natürlich auch mal Momente, in denen es nicht so lief wie geplant, aber für jedes Problem gibt es eine Lösung, und meistens ist die Lösung viel näher als man manchmal denkt.
Ich habe zum Beispiel meinen Koffer verloren, meine Kreditkarte wurde dupliziert, ich war obdachlos, weil alle bezahlbaren Unterkünfte ausgebucht waren, oder eine gebuchte Tour hat erst einen Tag nach Ablauf meines Visums Südafrika verlassen. Aber für jedes Problem gibt es eine Lösung oder man kann zumindest das Beste aus der Situation machen.
Wenn ich keine Unterkunft hatte, habe ich einfach zwei Nächte durchgefeiert oder eine Nacht bei McDonalds verbracht und Eis gegessen. Und wenn die Tour das Land erst nach Ablauf des Visums verlässt, nimmt man eben ein Taxi über die Grenze. Und selbst wenn es kein Taxi gibt, findet man immer jemanden, der einen für ein bisschen Geld fährt.
Wenn man mit positiver Energie an das Leben herangeht, kann es manchmal wirklich einfach sein.
Die Frage drängt sich auf: Wie hast du das alles finanziert?
Gut zwei Jahre vor der Reise hatte ich mir das Ziel gesetzt und seitdem jeden Ferientag, jeden Feiertag und den größten Teil meiner Freizeit dafür genutzt, Geld zu verdienen. Mit dem Austragen von Zeitungen, als Verkäufer in einer Imbissbude . . . und dann habe ich eisern gespart und den Trip so geplant, dass mein Budget ausreichte, mit viel Couchsurfing, günstigen Unterkünften und den günstigsten Flügen.
Du bist allein gereist. Wie war das? Sicher hast du viele Menschen kennengelernt, sind Freundschaften entstanden? Würdest du wieder allein reisen?
Ich bin bewusst allein vereist, weil es mein Jahr werden sollte. Ich wollte jeden Tag meine Zeit frei einteilen, und das konnte ich am besten allein. Aber eigentlich war ich meistens gar nicht allein. Ich habe überall so viele Menschen kennengelernt. Ich hatte immer jemanden, mit dem ich mich unterhalten konnte, und meistens habe ich sogar jemanden mit ähnlichen Plänen gefunden und wir konnten zusammen Tagessausflüge machen oder manchmal auch ein paar Tage zusammen weiterreisen. Einige Leute, die ich kennengelernt habe, konnte ich schon während der Reise besuchen! Zum Beispiel habe ich jemanden in San Diego besucht, den ich in Namibia kennen gelernt habe. Während ich in San Diego war, habe ich dort noch jemanden kennen gelernt, der mich kurz nach meiner Rückkehr in Deutschland besucht hat. Mit einigen Leuten schreibe ich auch noch manchmal und wir planen, uns in Deutschland mal wieder zu sehen. Es sind auch viele Deutsche dabei.
Wie kam es, dass du ausgerechnet Ethletic-Sneaker als Reise-Schuhe dabei hattest? Ein Paar oder zwei?
Die Ethletic-Sneaker waren schon vor meiner Reise meine Lieblingsschuhe, die ich täglich getragen habe. Mit dem zeitlosen Design passen sie zu jedem Outfit und lassen sich auch mal klein in den Rucksack stopfen. Ich hatte anfangs zwei Paar dabei. Den Fair Trainer White Cap Lo Cut Jet Black und Fair Deck Collection 17 Black with White Pinstripes. Nach langer Zeit täglichen Tragens und außergewöhnlichen Herausforderungen hatte ein Paar ein Loch in der Sohle, weshalb es mich leider in Malaysia verlassen musste.
Wir sind derzeit dabei, die Naturkautschuksohlen noch weiter zu verbessern – bereits für 2019.
Das klingt sehr gut. Ich habe die Schuhe zwar wirklich stark belastet, bin über extrem schwefelhaltigen Boden gelaufen, über spitze Steine und einfach viele Kilometer, aber dennoch: Es war das erste Paar Schuhe, wo ich ein Loch in der Sohle hatte. Zwar erst nach wahrscheinlich über zwei Jahren fast täglicher Benutzung, aber vielleicht kann da noch etwas verbessert werden. Dann sind da noch Kleinigkeiten. Zum Beispiel hat sich das Ethletic-Logo bei beiden Paar Schuhen leider sehr schnell gelöst.
Danke für dein ehrliches Feedback, wir arbeiten bereits am Thema Logo-Patch. Was waren denn die verrücktesten Erlebnisse in den Schuhen?
Ich bin auf Hawaii acht Stunden über Lavagestein zu einem Lava-Fluss gewandert, bin von der höchsten Bungee-Brücke der Welt in Südafrika gesprungen, in einem Helikopter in Neuseeland geflogen, habe eine 19,4 Kilometer lange Tageswanderung über den Mount Tongariro gemacht, bin aus 8000 Fuß aus einem Flugzeug gesprungen, beim Trampen bei Dutzenden fremden Menschen im Auto mitgefahren und habe eine Tour zum Meeres Vulkan „White Island“ gemacht wo wir sogar Gasmasken tragen mussten, weil die Luft so schwefelhaltig war. Ich konnte so viele neue Erfahrungen machen und sehr viele Dinge zum ersten Mal ausprobieren!
Zu deinem Engagement bei der Vervet Monkey Foundation: Dort hast du „für lau“ gearbeitet, richtig?
Ja, ich fand es eine schöne Idee, Freiwilligenarbeit zu machen. Um für sich selbst Erfahrungen zu sammeln, aber auch, um vor Ort wenigstens ein bisschen zu helfen. Die Vervet Monkey Foundation habe ich dann bei Facebook gefunden in einer Liste mit guten Orten, um Freiwilligenarbeit zu machen. Ich war für vier Wochen vor Ort in Tzaneen und konnte die Organisation bei der Arbeit unterstützen. Sehr beeindruckendsten fand ich das Engagement der Freiwilligen und wie liebevoll sie ihre Aufgaben erfüllen, um den Affen zu helfen.
Wie sah ein typischer Tag für dich dort aus?
An einem typischen Tag bei der Vervet Monkey Foundation hat mein Wecker um 6:20 Uhr geklingelt. Als erstes bin ich aus meiner kleinen Holzhütte ohne Strom und Wasser ins „Bad“ gegangen.
Mit Bad meine ich hier ein Plumpsklo und einen Gartenschlauch, der mit einem Duschkopf verbunden war, mit Holzzaun als Sichtschutz und Blechdach darüber.
Nachdem ich mich fertig gemacht habe, bin ich ins Haupthaus zum Frühstück gegangen um dann pünktlich um 7 Uhr anzufangen, Obst und Gemüse zu schneiden für die Affen. Ich habe Wasser in den Wasserschalen ausgetauscht, für die kranken oder älteren Affen Blätter gepflückt, um sie den Affen ins Gehege zum Essen zu geben, und später dann Gehege desinfiziert. Eine wichtige Aufgabe ist es auch, das Verhalten der Affen zu beobachten, vor allem wenn ein neuer Affe in eine Gruppe integriert werden soll. Der Tag war immer in verschiedene Schichten eingeteilt und nach getaner Arbeit sind wir entweder früh schlafen gegangen oder haben noch zusammen den Sonnenuntergang angesehen, einen Film geschaut oder uns einfach gut unterhalten. Es war eigentlich immer jemand da, mit dem man sich unterhalten konnte oder ein Kartenspiel spielen. Und wir haben immer super leckeres veganes Essen gegessen!
Wie kamst du auf die Idee mit dem Filmabend?
Während meiner Zeit bei der Vervet Monkey Foundation haben wir uns den Film Vervet Forest angeschaut, den ein Filmemacher aus Los Angeles zusammen mit der VMF produziert hat. Josie, die Mitgründerin der Organisation, hat gesagt falls wir den Film mal mit Freunden schauen wollen, unserem Sportverein oder so zeigen, dann sollen wir einfach Bescheid sagen. Ich fand den Film echt gut produziert und er zeigt sehr schön, was die VMF macht und was die weiteren Ziele sind. Sie wollen ein 500 Hektar großes Stück Land für den Tierschutz kaufen.
Die rehabilitierten Affen von der Auffangstation sollen dort in Zukunft ausgewildert werden, und auch für andere Tierarten soll ein Schutzraum geschaffen werden.
Das wollte ich gerne unterstützen, und ich finde, ein Film gehört ins Kino. Also habe ich mich dazu entschieden, einen Charity Filmabend in Bad Schwartau zu organisieren, mit dem Ziel, mindestens einen Hektar Land zu finanzieren.
Wie geht es jetzt für dich weiter, hast du Pläne?
Ich möchte jetzt noch ein weiteres Jahr Projekte umsetzen, die mir Spaß machen und die mich begeistern – nur dass ich jetzt in Deutschland bin. Ich halte Vorträge, organisiere den Filmabend, arbeite auf Festivals und bin als Komparse und Kleindarsteller tätig. Ich habe jetzt auch einen Nebenjob angenommen für ein paar Monate und mache gerade meinen Führerschein. Vielleicht veröffentliche ich auch noch ein Buch über meine Reise. 2019 würde ich dann gerne eine Ausbildung anfangen, zum Beispiel zum Kaufmann für audiovisuelle Medien.
Inwieweit hast du versucht, deine Reise nachhaltig und fair zu gestalten? Welche Rolle spielen diese Werte für deine Zukunft?
Ich habe versucht, möglichst wenig Müll zu produzieren.
Ich hatte immer mein eigenes Besteck und eine Metall-Brotdose dabei, damit ich kein Einwegbesteck oder Verpackungen nutzen muss, wenn ich unterwegs etwas esse. Auch meine Kosmetik versuche ich möglichst müllfrei zu halten, indem ich feste Seife und festes Shampoo nutze, Bambuszahnbürsten, einen Edelstahl-Rasierhobel und Rasierseife.
In den verschiedenen Ländern habe ich versucht, einheimische Produkte zu kaufen, um die lokale Wirtschaft zu unterstützen. Während der Reise habe ich auch angefangen, mich vegetarisch zu ernähren. Ziel für die Zukunft ist, für mich mein Leben und meinen Konsum langsam aber sicher weiter nachhaltiger und fairer zu machen.
Vielen Dank für das Gespräch, André, und alles Gute für die Zukunft.
Die Infos zum Charity-Filmabend findet ihr hier: Facebook-Veranstaltung
Wichtig an dieser Stelle: Einer aktuellen Studie der Universität Sydney zufolge gehen rund acht Prozent des globalen, von Menschen verursachten Ausstoßes von Kohlendioxid und Methan auf das Konto von Reisen aller Art. Verbrachte 1954 nicht einmal jeder sechste Deutsche einen Urlaub im Ausland, sind es mittlerweile fast drei Viertel. Inzwischen trägt der globale Flugverkehr nach Angaben des BUND etwa fünf Prozent zur menschengemachten Klimaerwärmung bei, die Klimaschutzorganisation atmosfair kommt auf 6,5 Prozent.Wie extrem klimaschädlich das Fliegen ist, zeigt atmosfair mit einem Co2-Rechner für Flugverbindungen. Ein Hin- und Rückflug von Frankfurt nach New York zum Beispiel verursacht pro Passagier im Schnitt 3652 Kilogramm Kohlendioxid. Damit ist die Jahresmenge von 2300 Kilogramm pro Kopf und Jahr, die laut atmosfair noch eben klimaverträglich ist, um fast das Doppelte überschritten. Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger
Klimaausgleich über die Initiative atmosfair: https://www.atmosfair.de/de/kompensieren/