Strandreinigung mit Mission

Ein Skateboard aus Müll

ONE OF US

Pia Ruckstuhl und Tobias Heeb

Name: Tobias Heeb (40) & NiA – von Nicole Andrea – Ruckstuhl (34)
Lebensmittelpunkt: Lanzarote
Mission: der Verein „Cleaner Ocean Upcycling Productions“ – kurz COUP.

Lanzarote/Basel – Zirruswolken am blauen Himmel und nackte Füße im weißen Sand. Doch was durch die Finger rieselt, sind keine Sandkörner, es sind kleine, weiße Plastikkugeln. Sogenanntes Mikroplastik, das aufgrund der geografischen Lage und Meeresströmungen den gesamten vier Kilometer langen Strand von Famara füllt.

Obwohl die Insel als Biosphärenreservat von der UNESCO geschützt ist, landet dort Meeresmüll aus der ganzen Welt. 

NiA Ruckstuhl und Tobias Heeb sind die Gründer von COUP. Nach einer intensiven Phase des Weltenbummelns lebt das Paar seit 2012 mit inzwischen zwei Söhnen auf der Insel. Jeden Monat organisieren NiA und Tobi mindestens eine Beachcleaningaktion. Ihr Traum: Ein Skateboard aus alten Fischernetzen in Serie zu produzieren.

Plastik ist für sie nicht der Feind, sondern ein praktischer Werkstoff, der allerdings einen geschlossenen Recyclingkreislauf braucht.

„Unter dem Label COUP lancieren wir Informationskampagnen über Meeresvermüllung und kreieren Upcyclingkollektionen“, erklärt Tobias, der wie NiA aus der Schweiz stammt.

Wir zeigen den Mitmenschen den Preis unserer Konsumgesellschaft – die Vermüllung der Weltmeere.

Beach CleanUp
Aus dem Sand gesiebte Plastikstücke.

Mit kreativen Ideen, Installationen und Aktionen wollen die beiden die Öffentlichkeit sensibilisieren und zeigen, dass Abfall eine Ressource ist.

Gab es ein Aha-Erlebnis, das die beiden zu Meeresmüll-Aktivisten gemacht hat? Ja, sagt Tobias.

Und zwar während NiAs Masterarbeit, die sie im Senegal schrieb. Gemeinsam mit Freunden sammelte das Paar in dem Dorf Popenguine Strandgut, baute daraus Kunstwerke. Am Strand des Nachbarortes Ndayane aber waren sie angesichts der riesigen Menge an Unrat fassungslos. „Uns war klar: So viel Abfall kommt nicht aus einem kleinen Dorf, und – wir müssen etwas tun!“, erinnert sich Tobias.

Der Strand von Ndayane, direkt neben dem senegalesischen Präsidentenpalast, war der dreckigste, den NiA und er bisher gesehen hatten. „Der ganze Müll von der Millionenstadt Dakar scheint mit der Meeresströmung in diese Bucht gedrückt zu werden“, sagt Tobias. Er berichtet:

Hier ist auch die dreckigste Welle, welche ich je gesurft habe, denn obwohl eine beinahe perfekte Welle bricht, hält es niemand länger im Wasser aus: Neben Tampons, Kondomen und Binden surft es sich einfach nicht wirklich relaxt. Was noch viel schockierender war: Den Kindern des Dorfes schien dies nichts auszumachen, sie surfen mit Holzplanken und anderen „Schätzen“, welche der Ozean ihnen anschwemmt. Auch den Erwachsenen scheint die Verschmutzung nicht aufzufallen – inmitten des ganzen Unrats trocknen sie traditionsgemäß ihren „frischen Fang“.

NiA und Tobias wurde klar, dass es sich um ein globales Problem handelt. Ihre Sicht der Dinge: Das eigentliche Problem sei nicht das Plastik, sondern unser Umgang mit diesem Material. „Ein halbes Jahr später, am 20. November 2011, gründeten wir in Basel unseren eigenen Verein COUP.“

Tobias beim Aufräumen
Mehr als 100 Kilogramm Müll kommen pro Sammelaktion zusammen.

Im Team mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten – „Naturliebhaber, Kulturinteressierte, Upcyclingkünstler, Wellenverrückte, Schauspieler und Gedichteschreiber, Omas, Mamas und Papas, DJs, Genießer, Videofreaks und Musiker“, wie es auf der Webseite heißt – wird tonnenweise Müll gesammelt und für Upcycling-Projekte eingesetzt.

Die neueste Idee: Der LitterKiller – ein Rollbrett aus Müll, gefertigt in „Heimarbeit“ über einen solarbetriebenen 3D-Drucker. Genauer gesagt, aus Mikroplastik und kaputten Fischernetzen. Diese stellen, im Meer entsorgt oder verloren gegangen, eine tödliche Bedrohung vor allem für Meeresschildkröten dar.

Clean Up Lanzarote
Vier Jahre alt und schon „Beachclean-Weltmeister im Mikroplastikfischen“: Noe, der Sohn von NiA und Tobias.

„LitterKiller bietet Fischern Gelegenheit, ihre gebrauchten und beschädigten Fanggeräte an uns zu verkaufen“, sagt Nia. Durch diesen positiven Anreiz für das Recycling wird die Menge der verlorenen Fischernetze in den Ozeanen sinken, so ihre Hoffnung.

Aktuell läuft ein Crowdfunding, um die Idee des aus Müll gefertigten Skateboards wahr werden zu lassen. Mehr Informationen dazu findet ihr im Video. Wir wünschen dem Projekt viel Erfolg.

Die Homepage des Vereins: www.c-o-u-p.org

Facebook-Auftritt: www.facebook.com/CleanerOceanUpcyclingProductions/


 

Fotos: Esther Suave (1), Vera Hoyer (2), Proyecto Microtrofic (1)
Text: Annika Langhagel, Esther Suave