Unsere Ladenvorstellung geht in die nächste Runde! Diesmal besuchen wir „Wertstoff , Sinnvolle Kleidung“ in Köln, wo es ein ausgewähltes Sortiment an hochwertiger Fairfashion-Mode und auch den Ethletic Fair Trainer zu kaufen gibt. Inhaberin Nina Höbelheinrich im Interview.
Interview: Annika Langhagel
Name: Werstoff, Sinnvolle Kleidung
Anschrift: Florastrasse 7, 50733 Köln
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-13 & 15-19 Uhr / Sa 11-16 Uhr
Telefon: 0221.34666316
E-Mail: info@wertstoff.koeln
Inhaberin: Nina Höbelheinrich (46)
Werdegang: Gelernte Maßschneiderin;
Mitarbeit im elterlichen Stoffgeschäft;
Studium Medienpädagogik;
Projektarbeit mit Straßenkindern in Bangalore/Indien;
weitere Reisen durch Asien, Mittel-und Südamerika;
Mitarbeit für ein Jahr im Menschenrechtszentrum in San Cristobal de las Casas/Mexiko;
zehn Jahre Textile Ausstattung für Werbefilmproduktionen in Barcelona;
erstes eigenes Taschenlabel (Upcycling aus Werbeplanen);
Rückkehr nach Deutschland 2011, Gründung eines Labels für Kinderbekleidung;
Fortbildung/Studium Schnitttechnik und Modedesign in Köln
Familienstand: verheiratet, ein Sohn (7)
Wann und warum hast du dich für einen eigenen Fairfashion-Laden entschieden?
Der Wunsch nach einer nachhaltigeren Lebensweise begann mit der Geburt meines Sohnes 2010 und unserer Rückkehr nach Deutschland im Jahr darauf. Hier habe ich nach den vielen Jahren Arbeit in der Werbung wieder begonnen, Kleidung herzustellen und mich intensiver mit ökofairen Stoffen zu beschäftigen.
Hinzu kamen meine Erfahrungen in Bezug auf Armut, Ausbeutung und Vertreibung in Asien und Mittelamerika. Beides zusammen und das Wissen aus Studium und Beruf um die „schöne Welt des Scheins“ durch Werbung lässt mich immer mehr zu einer kritischen Konsumentin werden. Vielen meiner Freunde geht es ähnlich, und das ist gut so.
Wie ging die Sache dann weiter – von der kritischen Konsumentin zur Ladenbesitzerin?
Spätestens seit der „Do-it-yourself“-Bewegung und dem Anbieten von Nähkursen wissen ich und all jene, die sich damit beschäftigt haben, wie viel Spaß aber auch Arbeit in einem selbstgemachten Kleidungsstück stecken. Meiner Meinung nach hilft es enorm, die Qualität, das Handwerk und die Dinge allgemein wieder wertzuschätzen.
Als Gegenpol zur Fast Fashion, dem extrem schnellen und billigen Konsum von Mode mit all den gravierenden Folgeerscheinungen für Mensch und Umwelt, ist es mir ist es ein echtes Bedürfnis geworden, mich in meinem Bereich mehr zu engagieren.
Also bin ich zu Vorträgen gegangen, habe Messen besucht, mit Händlern und Herstellern gesprochen … und dabei herausgekommen ist „Wertstoff, Sinnvolle Kleidung“.
Warum ist es deiner Ansicht nach wichtig, sich gerade in diesem Bereich zu engagieren?
Meiner Ansicht nach sollte der Mensch wieder in den Mittelpunkt der Modewelt rücken, nicht in der Art, sich nur über das Äußerliche zu definieren, sondern sich als Teil seiner Umwelt zu verstehen.
Es sollte Spaß machen, sich neu einzukleiden, aber es macht definitiv einen Unterschied was, wie viel und wo ich einkaufe.
Es gibt mittlerweile so viele schöne ökofaire Alternativen zur herkömmlichen Mode! Ein paar spannende Brands sind hier im Laden zu finden.
Was war dein schönstes Erfolgserlebnis?
Der Tag der Eröffnung, wahrhaftig. Es sind so viele Menschen gekommen die uns – damit meine ich alle, die im Vorfeld mitgearbeitet haben – gratulieren wollten. Zur Einrichtung und zur Auswahl an Kleidung, Schuhen und Accessoires. Menschen aus dem Viertel, die sich freuen, einen solchen Laden hier zu haben. Das war fantastisch!
Gibt es ein Motto, nach dem du dich richtest?
Da gibt es viele, je nach Lebenslage … derzeit bewegt mich der Leitspruch von Vivienne Westwood sehr: „Buy less, choose well, make it last.“
Wie bist du auf den Namen für deinen Laden gekommen? Warum WERT?
„Wertstoff, Sinnvolle Kleidung“ ist mit Hilfe des Texters Johannes Hessel und einer Freundin, der Grafikdesignerin Maja Denzer aus Barcelona, entstanden. Als Schneiderin habe ich immer damit zu tun, die Zeit bezehungsweise den Preis zu erklären, der zum Anfertigen eines Kleidungsstückes nötig ist.
Vielen ist unter anderem durch die Fastfashion die Wertschätzung für Handarbeit- und werk verloren gegangen. Mir ist es wichtig, die Produkte und die Menschen, die dahinter stehen, zu achten und zu respektieren.
Warum STOFF?
Über das Geschäft meiner Mutter habe ich schon früh die Begeisterung für Stoffe entwickelt. „Wertstoff“ steht aber auch für recycelte Materialen, die bei manchen ökofairen-Brands ganz bewusst eingesetzt werden. Auch wenn hier auf große Überproduktionen verzichtet wird: „Abfälle“ entstehen fast überall, die Frage ist, wie damit umgegangen wird.
Warum SINNVOLLE KLEIDUNG?
Ich verzichte in dem Namen bewusst auf die Schlagworte „ökofair“ und „Mode/Fashion“. Mein Fokus liegt auf Qualität, und nicht jede ökofaire Firma verkauft automatisch Qualiät. Erst dann macht Nachhaltigkeit jedoch für mich einen Sinn. Eine schöne Tasche, aus Pferdedecken genäht, oder Ledergürtel aus Rindsleder, jedoch pflanzlich gegerbt, finden hier auch ihren Platz.
Mode und Fashion werden oftmals als kurzweilige Angelegenheiten verstanden, die es regelmäßig auszutauschen gilt. Kleidung steht für mich für Beständigkeit und ursprünglich ja auch für eine Art Notwendigkeit.
Wie sehen die Örtlichkeiten aus?
Der Laden liegt im Kölner Norden, im Stadtteil Nippes. Wir sind keine 50 Meter von der dortigen Einkaufsstraße (Neusser Straße) entfernt, direkt an der U-Bahnhaltestelle „Florastraße“. Das Lokal hat knapp 40 Quadratmeter und ein sehr schönes „ladenfähiges“ Lager von rund 80 Quadratmetern. Wir sind also noch ausbaufähig!
Beschreibe uns doch bitte einmal das Sortiment. Hast du Lieblingsmarken?
Mein Sortiment würde ich als sportlich, schlicht und schön bezeichnen. Lieblingsmarken habe ich nicht wirklich, da meine Auswahl schon meine persönlichen Filetstückchen sind. Vertreten sind bei uns: Antonio Verde, Bleed, Ethletic, Feuervogel, Greenbelt, Knowledge Cotton Apparel, Langbrett, Recolution, URU Socks, Veja, meine Eigenmarke Wertstoff und Wijld.
Gibt es eine Leitlinie, nach der du neue Marken aussuchst?
Als erstes müssen mir die Kleidungsstücke oder Schuhe gefallen, das heißt Form, Schnitt, Farbe und Material sollten für mich stimmen.
Ganz wichtig ist noch die Qualität, daher habe ich viele Teile im Vorhinein für meine Familie privat gekauft, gewaschen und getragen.
Am Ende sollte ein robustes und doch feines Teil dabei herauskommen. Ethletic-Sneaker zum Beispiel trage ich selbst seit Jahren, weil sie mir gefallen, und aus der Überzeugung, ein sehr gutes und auch noch faires Produkt an den Füßen zu haben.
Seit wann führst du Ethletic?
Seit der Ladeneröffnung im Oktober 2017. Ich war im Internet schon 2011 oder ’12 auf die Marke gestoßen.
Inwiefern passen die Schuhe zu deinem Laden?
Sportliche, schöne, ökofaire Schuhe … ein Klassiker, der sich ständig weiterentwickelt. Deshalb führe ich den Fair Trainer auch in vielen Versionen und Farben.
Was wünschst du dir für die Zukunft deines Ladens?
Dass er mit seinem Angebot und der Qualität der Waren überzeugt, gefällt, bestehen und sich weiterentwickeln kann.
Wertstoff auf Facebook: https://www.facebook.com/wertstoff.koeln/
Webseite: http://www.wertstoff.koeln/ (im Aufbau)
Bericht bei „Findeling“: https://findeling.de/koeln/laden/wertstoff