Von Mensch zu Mensch: „tip me“ sammelt erstes Trinkgeld für Ethletic

NEWS – Pünktlich zur Fashion Revolution Week ist es soweit: tip me sammelt in einem Pilotprojekt das erste globale Trinkgeld für die Mitarbeiter*innen von Ethletic in Pakistan. Ein Trinkgeld, das zu 100 Prozent bei den Menschen vor Ort ankommen wird. Trinkgeld geben können vorerst Kunden und Kundinnen in Berlin bei Supermarché – Ökofaire Mode sowie in Köln bei Wertstoff – Sinnvolle Kleidung. Die Aktion läuft vom 23. bis zum 27. April 2019. 

Wer während der Fashion Revolution Week in den beiden Läden Ethletic-Sneaker kauft, kann das Trinkgeld direkt in eine Sammelbox geben – von dort tritt es dann seinen Weg nach Sialkot in Pakistan an. Das tip me-Team will vor Ort mit den Kundinnen und Kunden ins Gespräch kommen und so Erfahrungswerte dazu sammeln, wie die Trinkgeld-Option ankommt und angenommen wird. In einem zweiten Schritt soll tip me als Add-on in den Ethletic-Onlineshop integriert werden.

Schon seit den Anfängen seines Start-ups steht Ethletic mit tip me-Gründer Jonathan Funke in Kontakt. Die Vision: Ein kleines Dankeschön an den Menschen hinter einem Produkt zu senden – rund um den Globus. Eine Idee, deren Kraft begeistert: Bereits auf dem Z2X-Festival 2016 für neue Visionäre von „Zeit online” wurde sie zum Gewinner-Projekt gekürt.

„Es gibt tausende NGOs und Labels. Aber woher weißt du, was deine Unterstützung bewirkt? Mit tip me erlebst du Fairness von Mensch zu Mensch. Du kannst denen Trinkgeld geben, die dein Produkt gemacht haben. Und 100 Prozent kommen an. So können wir den Lohn für Bauern und Manufakteure gemeinsam verdoppeln. Und du merkst, was du bewegst“,

erklärt Jonathan. Der kleine Aufpreis von zum Beispiel einem Euro bei einem Paar Ethletic-Sneakern fließt dabei direkt an die Menschen, die sie hergestellt haben. In unserem Falle an die Workers Welfare Society der Arbeiterschaft, von der das Geld dann treuhänderisch verwaltet und gerecht verteilt wird.

„Denn wir wollen nicht, dass die einen im Betrieb mehr verdienen als die anderen. Wie wir alle wissen, kann das manchmal zu Problemen führen. Und wir wollen ja das Leben besser machen und nicht komplizierter“,

erklärt Jonathan. Das Geld landet dann direkt auf den Mobiltelefonen der Mitarbeiter*innen – im Anschluss können sie es sich bei einer lokalen Bank auszahlen lassen und frei darüber verfügen. „Wir wollen den Menschen vertrauen, dass sie wissen, wofür sie das Geld verwenden wollen. Ein Feierabendbier ist auch in Ordnung. Deswegen heißt es ja Trinkgeld.” Laut eines enorm-Artikels gibt die Wissenschaft dem Gründerteam dabei recht: Untersuchungen der Princeton University fanden heraus, dass „Bedingungslose Cash-transfers” keine nennenswerten Auswirkungen auf Tabakkonsum, Alkohol oder Glücksspiel haben.

Die Idee steht und fällt mit der Transparenz der Lieferkette – eine Voraussetzung, die bei Ethletic gegeben ist. Das Unternehmen, das seinen Kunden den tip me-Service im Webshop anbieten möchte, muss die Zulieferer und Produzenten vor Ort persönlich kennen.

„Wir suchen Partner aus diesem so genannten Direct-Trade-Bereich. Denn dort sind Strukturen, bei denen wir sichergehen können, dass das Geld auch da ankommt, wo es hingehört: bei den Menschen hinter dem Produkt“,

sagt Jonathan. Er war inzwischen bereits selbst mit dem Ethletic-Team vor Ort in Sialkot und hat sich die Arbeits- und Lebenswelt der Menschen mit eigenen Augen angesehen.

Von Mensch zu Mensch: Jonathan (hinten links) bei seinem Besuch in Pakistan vor zwei Jahren.

Technisch abgewickelt werden soll das globale Trinkgeld über einen Blockchain-Mechanismus. In der Blockchain werden alle Informationen der Produktions- und Lieferkette für die Produkte gespeichert, jedoch auch sämtliche Informationen über die Geldflüsse und damit auch die Höhe des Trinkgeldes.

„Heute stehen uns mit der Blockchain-Technologie und einer nie dagewesenen Handydichte in Afrika, Lateinamerika und Asien völlig neue Möglichkeiten offen“, sagte Jonathan 2018 in einem Interview. Das stimmt ihn optimistisch.

“Ich glaube, wenn wir ein paar Dinge anders denken, Mut zu neuen Ideen haben und ein paar alte Traditionen wieder neu aufleben lassen, könnte das das schönste Jahrhundert in der Geschichte der Menschheit werden. Und vor allem nicht das Letzte.”

Trinkgeld geben in Berlin: Supermarché

Trinkgeld geben in Köln: Wertstoff


Text: Annika Langhagel
Fotos: tip me