Im Einsatz für Fairtrade

Der Hürdenläufer

ONE OF US

Name: Assad Bajwa
Lebensmittelpunkt: Sialkot / Pakistan
Profession: Human Resources Manager  & Member of Asian Board of Fairtrade
Mission: Never Give Up

Der „Man of the Year“ in unserem Team ist Assad Bawja. Er hat es gegen alle Widerstände geschafft, mit uns das erste Fairtrade-Projekt für Baumwollbauern in Pakistan erfolgreich zertifizieren zu lassen. Ohne Assad wäre das alles nicht möglich gewesen. 

Er arbeitet sogar im Auto, wirkt unermüdlich. Aber man kann nicht immer nur kämpfen. Manchmal muss man auch ein Tässchen Tee trinken, idealerweise nachmittags gegen 17 Uhr auf der idyllischen Rasenfläche der Manufaktur in Sialkot. Und so liebt Assad Bajwa dieses kleine Ritual, das für ein bisschen Seelenruhe sorgt in seinem aufgabenreichen Alltag. Als Fairtrade-Pionier seines Landes gibt es ständig neue Baustellen. Den Humor verliert Assad dennoch nie – am liebsten beantwortet der Familienvater jede Frage mit einem Scherz.

Sein Wirtschaftsstudium  schloss Assad 1994 ab, an der Bahauddin Zakariya University in Multan, Pakistan.

Bereits seit 20 Jahren arbeitet er als Personalmanager bei der Firma Talon Sports in Sialkot, die unsere Ethletic-Sneaker produziert.  Assad ist der erste Manager in Pakistan gewesen, der seinen Produktionsbetrieb von Fairtrade zertifizieren lassen hat. Das war 1998! Zudem gründetet Assad die erste Arbeiterwohlfahrt des Landes, die  „Talon Workers Welfare Society“. Mitarbeiter des Betriebes sind darin organisiert und entscheiden darüber, welche sozialen Projekte mit den Fairtrade-Prämien finanziert werden.

Talon Sports Sialkot
Gutes Arbeitsklima: Bei „Talon Sports“ in Sialkot werden die Ethletic-Sneaker hergestellt.

Hier in Deutschland ist es für uns schwer vorstellbar, was Assad in seinem Land leistet. Er muss gegen viele Widerstände kämpfen und versuchen, alle Seiten zufriedenzustellen. Das beginnt im eigenen Unternehmen, wo er permanent rechtfertigen muss, warum Fairtrade für den Betrieb so wichtig ist – obwohl es doch oberflächlich gesehen die Firmeneigentümer nur Geld kostet.

Die bürokratischen Hürden sind in Pakistan auch nicht kleiner als hierzulande, ganz im Gegenteil. Und die Fairtrade-Organisationen selbst verursachen durch die unzähligen Anforderungen und Standards, die einzuhalten sind, auch ihren ganz eigenen „Papierkrieg“. In Assads Büro stapeln sich die Aktenordner mit Auditberichten der verschiedenen Siegel-vergebenden Organisationen.

Assad at work
Bei der Arbeit: Assad erledigt während der Fahrt dringende Korrespondenz.

In diesem Jahr hat Assad ein weiteres Zeichen gesetzt. Gemeinsam mit Ethletic hat er es geschafft, die erste Kleinbauernkollektive Pakistans von Fairtrade International zertifizieren zu lassen.

Das hört sich für den Laien, aber auch für den Fairtrade-Profi auf den ersten Blick nicht so besonders an. Wer aber die Verhältnisse vor Ort kennt, der weiß, welche Herkulesleistung hier von allen Beteiligten erbracht wurde. Denn in Pakistan ticken manche Uhren etwas anders.

Mittendrin: Assad bei den Dorfältesten der Baumwoll-Kooperative.
Mittendrin: Assad bei den Dorfältesten der Baumwoll-Kooperative.

Es beginnt damit, dass sich aufgrund der politischen Lage kaum ein Auditor findet, der nach Pakistan reist, um Betriebe beziehungsweise Kooperativen zu zertifizieren. Einige Zertifizierungsorganisationen haben sogar ein Reiseverbot für Mitarbeiter nach Pakistan ausgesprochen – was wir vom Team etwas schwierig finden, da es um Regionen geht, wo unser Einsatz am Meisten gefordert ist.

Extrem verkompliziert wird das Procedere durch den Umstand, dass eine Zertifizierung ausschließlich von Kollektiven vorgesehen ist –  in Pakistan aber seit den 1970er Jahren die Gründung von Kooperativen gesetzlich ist. Die nächste „Herausforderung“ entsteht dadurch, dass das zuständige Fairtrade-Büro seinen Sitz in Indien hat – und in Indien niemand an das Telefon geht, wenn er eine pakistanische Nummer auf dem Display sieht, weil er dann befürchten muss, beim indischen Geheimdienst in Ungnade zu fallen.

Verrückt? Ja! Und dabei ist dies ist nur ein kleiner Auszug aus Assads Hürdenlauf in Sachen Fairtrade. „Inshalla“, ist einer von Assads häufigsten Aussprüchen. „So Gott will“, begleitet von seinem typischen kleinen Schmunzeln – weil er weiß, dass die Dinge in Pakistan selten so eintreffen, wie man sie besprochen hat. Gut, dass Assad sich auch durch Unvorhergesehenes nicht aus der Fassung bringen lässt, wie wir bei einer Feuerübung miterleben konnten.

Assad, Marc, Johanna
Ein gutes Team: Geschäftsführer Marc Solterbeck mit Assad und Designerin Johanna Balzer.

Ende gut, alles gut: Es ist geschafft, das Zertifikat ist uns vor wenigen Tagen zugestellt worden. Wir sind unheimlich erleichtert und froh.

Unser größter Dank jedoch gilt dem täglichen Einsatz, den Assad für die Welfare Society bringt. Diese Einrichtung erhält für jedes hergestellte Ethletic-Produkt eine Prämie, die von den Mitarbeitern für soziale Projekte eingesetzt werden kann.

Derzeit werden sowohl Krankenversicherungen, Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte, als auch Schulmittel für die Kinder sowie Trinkwasseranlagen durch diese Mittel finanziert. Wichtig dabei ist, dass die Mitarbeiter über die für sie wichtigen Zwecke frei entscheiden. Für seine Mitarbeiter und ihre Anliegen hat Asssad immer ein offenes Ohr.

Das Logo der „Talon Faitrade Workers Welfare Society“

In der Workers Welfare Society  setzt Assad sich unter anderem ehrenamtlich dafür ein, dass die medizinische Versorgung der Familienmitglieder sichergestellt werden kann. Hierzu hat er ein beachtenswertes Netzwerk an Ärzten und Kliniken aufgebaut, welches der Welfare Society und den Familienangehörigen zur Verfügung steht. Ein besonders Anliegen von Assad ist die Bildung und Ausbildung seiner Landsleute. Hier engagiert er sich  besonders für die Versorgung von Schulen mit Lehrmaterial. Einblicke erhält er auch über seine Frau, die selbst Lehrerin ist.

Schule Pakistan
Motiviert: Schulkinder im Dorf Basti Jandheerwala, Pakistan.

Wir danken dir von Herzen für dein Engagement, Assad.
Dein Ethletic-Team


Text: Marc Solterbeck & Annika Langhagel