Tizz & Tonic

Verspielt, bequem und „planet-happy“

Tizz & Tonic Lemonbody
Sportlich und sexy: Tizz & Tonic möchte seinen Kundinnen das beste aus beiden Welten bieten.

Ein „Powersuit“ aus Ökobaumwolle

Tizz & Tonic ist ein spritziges, farbenfrohes Wäsche-Label aus Bremen, das nachhaltig produziert. Den kanadischen Gründerschwestern fehlte der Spaß in der Öko-Unterwäschewelt. Sie wollen mehr als nur öde Basics – nämlich Dessous in verspielt, bequem und „planet-happy“.

Text: Esther Suave

Tatsächlich ist ihre Kollektion voller Retro-Charme, garniert mit Zitrusfrucht – elegante, simple Bodysuits, farbenfrohe Bralettes, Panties und Loungewear. Intimates haben viel Kontakt mit sensibelsten Hautpartien, mit GOTS- und Ökotex 100-Zertifikat sichert sich Tizz & Tonic doppelt ab, dass ihre Baumwolle nachhaltig, umweltfreundlich und ohne Schadstoffe auf die Haut kommt.

Wir wollten mehr über das junge, vielversprechende Label wissen und haben pünktlich zum 1-Jährigen und dem Launch ihrer Kollektion 2018 mit Yanna (auf dem Foto unten trägt sie ihre geliebten Fair Trainer) geschnackt.

Ihr habt genau vor einem Jahr Tizz & Tonic gegründet, und zwar und nicht in Berlin oder Hamburg, sondern in Bremen. Warum dort?
Die Millionenfrage! Imke zog vor drei Jahren nach Bremen, nachdem sie zu lange als hungernde Künstlerin in Toronto lebte. Ich zog nach meinem Studium in Spanien auch hierher. Es ist toll, mit meiner Schwester hier zu leben. Unsere Mutter ist in Münster geboren und zog in ihren Zwanzigern nach Kanada, als sie unseren Vater kennenlernte. Also waren wir als Kinder viel in Deutschland, ganz viel im Norden, um Familie zu besuchen. Bremen war also immer ein Ort, den wir kannten – es gibt sicherlich hippere Städte in Deutschland, aber ich glaube, wir haben einfach eine Schwäche für den Underdog. Plus, es ist hier günstiger ein Label zu gründen.

Lingerie als Studienschwerpunkt? Wie kommt ihr beide ins Underwear Business?
Imke studierte Fashion Techniques and Design in Toronto und fokussierte ihre finalen Projekte auf Dessous. So präsentierte sie auf zwei Laufsteg-Shows ihre Lingerie für die Toronto Alternative Fashion Week. Schon vor ihrem Studium hatte sie ein kleines buntes und abgefahrenes Label, „Johnny Wishes“, das sowohl einen Jungunternehmer-Award als auch staatliche Unterstützung gewann. Während meines Bachelors setzte ich meinen Fokus auf nachhaltige Themen, mit dem Ziel, dies in meine zukünftige Karriere einzubauen. Als Imke ihre Idee eines Underwear-Labels pitchte, wollte ich unbedingt mit an Bord sein.

Wir mischten Farben und Design mit eco-friendly und ethisch –  ta-da, unser Konzept war geschaffen.

Wie habt ihr Tizz & Tonic gegründet? Hattet ihr viel Budget?
Wir haben das Brand mit denkbar wenig gelauncht. Ehrlich gesagt dachten wir beide, es wäre nur ein kleiner Nebenjob, aber das änderte sich ganz schnell. Es konsumierte uns, es gab so unendlich viel zu lernen, es war stressig aber auch jede Menge Spaß. Wir mussten in jedem Fall sehr kreativ werden, um Ideen und Produkte mit so wenig Budget zu kreieren.

Warum nachhaltig – und was macht Tizz & Tonic zum nachhaltigen Brand?
Unterwäsche ist nicht nur Schlafzimmerdeko, sondern erfüllt eine Funktion in unserer täglichen Kleidung und entscheidet darüber mit, wie wohl wir uns fühlen. Es ist auch Ausdrucksform von uns Frauen, unser persönlicher Powersuit sozusagen.

Wir wollten zeigen, dass Ökounterwäsche nicht altbacken aussehen muss.

Unsere Stoffe sind GOTS- und die meisten bedruckten Stoffe sind auch ÖkoTex100-zertifiziert. Andere Drucke wurden in Berlin mit giftstofffreier Tinte gedruckt, ohne Abfall zu produzieren. Die Prints sind on-demand, es kommt also zu keiner Überproduktion.

Unsere Herstellung ist komplett in Deutschland, alle Stoffreste werden zu Schlafmasken, Bra-Cups oder kleinen Taschen verarbeitet. Es gibt kaum Abfall.

Unsere Verpackung sind aus recycletem und recyclebarem Papier und Tape. Und dann ist da natürlich die Qualität der Stücke: Wir produzieren haltbare und hochwertige Kollektionen. So wird dazu animiert, weniger zu kaufen, aber mehr davon zu haben.

Natürlich gibt es immer Raum für Verbesserung, und mit Wachstum und Outsourcing unserer Produktion werden wir sicher unseren nachhaltigen Anspruch noch verfeinern. Bisher versuchen wir mit den gegebenen Mitteln so nachhaltig wie möglich zu agieren, und lernen gleichzeitig, weiter zu optimieren.

Wo bezieht ihr eure Stoffe und sind Zertifikate eine Hürde?
Wir bestellen unsere Stoffe in Hamburg und einige direkt von einer kleinen Baumwollplantage in Nordindien. Die bedruckten Stoffe kommen aus Deutschland. Auch wenn unsere Stoffe GOTS zertifiziert sind, sind wir als Marke es nicht. Es würde uns als Microbrand ein halbes Vermögen kosten, aber wir hoffen, auch das in Zukunft einzutüten.

Jeder kann jederzeit vorbeischauen und uns bei der ethischen Arbeit zuschauen.

Allerdings legt Imke beim Nähen oft Nachtschichten ein, da könnte es Probleme geben (lacht).

Wir finden es toll, nicht nur einen Körpertyp auf euren Fotos zu sehen.
Oh ja, wir würden sehr gerne noch verstärkt mit größeren Models arbeiten. Bisher sind unsere Fotoproduktionen Tauschgeschäfte – Underwear gegen Fotos. Wir arbeiten derzeit mit unserer einzigen Fotografin Rebeka McLean. Sie arbeitet wundervoll, hingebungsvoll, und gibt sich viel Mühe. Und auch wenn die Models, die sie bucht, toll sind – es sind immer noch tendenziell „Industrie-Ideale“.

Für uns ist Diversität aber ganz oben auf der Agenda. Wir wollen unsere Kollektion im zweiten Jahr an ganz vielfältigen Bodytypen und Hautfarben sehen. Wir wollen mit unseren Fotos Frauen feiern, in all ihren Formen. Frauen sind wunderbar.

Tizz & Tonic model
Body positivity: Die Marke möchte Frauen mit vielen unterschiedlichen Körperformen zeigen und „feiern“.

Ist es für euch Thema, wie man Frauen in Lingerie präsentieren kann ohne sie zu sexuellen Objekten zu machen?
Das ist tatsächlich ein ganz wichtiger Aspekt von Tizz & Tonic. Konglomerate und große Unterwäsche Firmen bestimmen oft wie Frauen fühlen, handeln und sich kleiden sollen. Sexy, sexy, sexy (nach ihren Standards) auf Abruf. Und ganz oft wird Lingerie so vermarktet, dass Frauen Männern gefallen sollen, und nicht für die Frauen selbst.

Für uns bedeutet „sexy“, die traditionellen Normen zu brechen und Frauen einzuladen, für sich selbst zu fühlen und unkonventionell zu sein.

Unsere Schnitte sind einfach, weiblich und sportlich. Sie sind vor allem funktional, zum Wohlfühlen und mit frischen Designs. Das Motto ist: Aufwachen und die Welt regieren!

Was ist für euch ein wichtiger Schritt für eine bessere Gesellschaft?
Geduld. Vor allem im täglichen Leben und miteinander.

Lernen statt Verurteilen, Zuhören statt Kommentieren, viele Fragen stellen, bevor man sich eine Meinung bildet. Geduld führt zu mehr Verständnis, Tiefe und Mitgefühl füreinander.

Dann könnten wir alle Freunde sein und würden einander nicht mehr auf die Sneakers treten. (lacht)

Tizz &Tonic Cardigan Nachhaltige Stoffe, wenig Abfall: Die Kollektion umfasst auch Loungewear, genauso wie Schlafmasken und Täschchen aus Stoffresten.

Letzte Frage: Wie kommt es, dass wir Imke nie auf Fotos sehen? Flüchtet sie etwa vor den kanadischen Steuerfahndern?
Nein, Imke ist (noch nicht) auf der Blacklist, aber sie hat eine Phobie vor Kameras. Sie ist unglaublich kritisch, was den Vibe von Tizz & Tonic angeht, verliert sich in Arbeit, und vergisst, auch mal hochzuschauen. Wenn sie der Kamera  näherkommt, dann nur dahinter, um ein Foto zu schießen.

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