Ein kleines Berliner Start-up, dessen zeitgemäße Idee sofort eingeschlagen hat. Und ein Turnschuh-Brand, das den „Big Playern“ schon seit Jahren eine ethische Alternative gegenüberstellt. Jetzt machen Sneaker Rescue und Ethletic gemeinsame Sache – mit dem Ziel, die Wegwerf-Mentalität infrage zu stellen.
Von Annika Langhagel
Gerade „Heavy User“ kennen das Problem: Eines schönen Tages treten beim Lieblingssneaker zwangsläufig Verschleißerscheinungen auf. Hagen Matuszak, Orthopädieschuhmacher und überzeugter Turnschuh-Träger, wollte nicht damit leben, dass ein Sneaker, mit dem er viel erlebt hat, wegen einiger Macken gleich auf den Müll landen soll. Der 22-jährige Berliner gründete deshalb sein eigenes Geschäft, das spezialisiert ist auf die professionelle Reparatur von Sneakern: Sneaker Rescue.
„Ich möchte mit meinem Unternehmen ein Zeichen gegen den Überkonsum unserer Generation setzen“,
erklärt Hagen seinen Entschluss. „Allein in Deutschland werden 10 000 Tonnen Schuhe pro Jahr in den Müll geworfen. Es ist Zeit, damit aufzuhören!“
Hagens Idee kommt an: Positive Berichte in Presse und Fernsehen ziehen umgehend eine aufgeschlossene Kundschaft an, die ihre Reparatur-bedürftigen Sneaker per Whatsapp begutachten lässt und nach einem Kostenvoranschlag in die Werkstatt sendet. Dort werden die Schätze auf Vordermann gebracht und kostenfrei wieder zum Besitzer geschickt.
Ethletic bietet Kundinnen und Kunden ab sofort den Reparatur-Service von Sneaker Rescue direkt über die eigene Shopseite an. Der Clou: Die Dienstleistungen können hier für alle Ethletic-Modelle um 15 Prozent vergünstigt erworben werden. Wer über Ethletic einen solchen Voucher kauft, erhält einen Gutschein-Code, der bei Sneaker Rescue eingelöst werden kann.
„Mit jedem Sneaker, den wir hier in Deutschland reparieren können, sparen wir einen Transport aus Asien“,
sagt Ethletic-Firmenchef Marc Solterbeck. „Mit dem Reparaturservice wollen wir außerdem zeigen, dass Upcycling attraktiv sein kann.“
In der heutigen Zeit wäre bei vielen Menschen in Vergessenheit geraten, dass man Kleidung zum Schneider und Schuhe zum Schuster bringen kann. Hier gelte es, das öffentliche Bewusstsein wieder mehr in Richtung des Erhalts bestehender Produkte zu lenken.
„Ethletic ist ein Pionier in der Nachhaltigkeitsszene und möchte mit diesem Service einen weiteren Beitrag zur Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks leisten“,
erklärt Solterbeck. Gemeinsam mit dem geplanten Pfandsystem für Ethletic-Sneaker sei dies ein Puzzleteil, als Hersteller auch die Verantwortung für ein Produkt nach dem (vermeintlichen) Ende des Lebenszyklus‘ zu übernehmen.
Ethletic-Schuhdesignerin Johanna Balzer steht voll hinter Hagens Sneaker-Rescue-Konzept. „Den Lebenszyklus von Dingen zu verlängern, ist die nachhaltigste Pflege“, sagt Balzer.
„Je länger man ein eh schon gekauftes und hergestelltes Produkt verwendet, desto mehr spart man Energie und Ressourcen, die es braucht, um ein neues Produkt herzustellen.“
Änderungsschneider oder Schuster helfen uns dabei: „Sie geben den Dingen, die wir gerne tragen, ihre Aufmerksamkeit“, so Balzer. „Zuwendung macht Dinge wirklich wertvoll.“ Sie findet, dass auch Konsumprodukte wie Sneaker „interessant und schön“ altern können.
„Neues glänzt, blinkt und hat noch keine Geschichte – auch schön. Aber Gebrauchtes hat sie: Die Erinnerungen und Momente, die Abenteuer … erzählt in den Spuren“,
findet die Designerin. „Gebrauchsspuren geben gerade Naturprodukten einen Vintage-Look. Real. Not fake. Dafür lohnt sich die Investition in eine hochwertige Reparatur.“
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